Freitag, 4. Dezember 2015

Wieso ein Bestimmer-Buch: Hintergründe und Beweggründe jetzt im Internview, Teil 2

Interview mit den Machern des Bestimmer-Buches:

Frage: Nun zum zweiten Themenblock, in dem ich Ihnen persönlich und Ihrem Marketingkonzept noch etwas auf den Zahn fühlen möchte. Das Kinderbuch „Alles hört auf mich“ ist ihr gemeinsames Erstlingswerk. Wie kam es dazu und wie haben sie beide zusammengefunden? Sie haben nicht nur einen unterschiedlichen beruflichen Hintergrund sondern, das wurde bereits gesagt, gehören auch unterschiedlichen Generationen an.   

Bernd Killinger: Für meine Tochter habe ich ein Jahr Elternzeit genommen. Wie das bei Babys halt so ist, ist sie nachts immer wieder aufgewacht. Nachdem sie versorgt war, ist sie schnell wieder eingeschlafen, aber ich habe oft wach gelegen. Irgendwann habe ich beschlossen diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich habe begonnen Kinderbücher zu schreiben. Meine Manuskripte sind auf Papierresten und bei Taschenlampenlicht entstanden. Das Niederschreiben ging oft sehr schnell, aber bis die Geschichten im Kopf fertig war, vergingen oft viele Nächte. Die Ideen zu den einzelnen Themen waren oft schon mehrere Monate, teilweise sogar Jahre alt. Sie stammen von meinem Sohn, der mich entweder mit interessanten Fragen konfrontiert hat oder besonders gut auf eine Geschichte angesprochen hat, die ich ihm aus dem Stehgreif erzählt habe. Zu allen von mir bearbeiteten Themen habe ich auch versucht Bücher zu kaufen. Aber oft gab es nichts passendes. Also habe ich die Bücher selbst geschrieben, als ich die Gelegenheit dazu hatte.  Rund 15 Manuskripte sind so entstanden. Zehn davon habe ich schließlich Thomas vorgelegt. Er war mein Lottogewinn, denn zeichnen kann ich nicht. Ohne ihn wäre dieses Buch nicht entstanden.

Thomas Raif: Man sagt ja gemeinhin, dass man über sieben Ecken jeden kennt. So war es auch in unserem Fall. Unsere Frauen arbeiten beim selben Arbeitgeber. Wie das so ist, haben sie sich mal wieder über ihre Männer ausgetauscht. Die eine muss wohl gesagt haben: „Meiner schreibt“ und die andere „meiner zeichnet“ und schon war der Kontakt hergestellt. Von da an gab es kein Halten mehr. Über viele Wochen haben wir immer wieder Arbeitstreffen abgehalten, aus der jeder Arbeitspakete mit nach Hause genommen hat. Wir haben viel voneinander gelernt und trotzdem konnte sich jeder auch selbst verwirklichen.

Bernd Killinger: Ach ja, was ich noch ergänzen muss, der Altersunterschied zwischen uns war nie ein Thema. Thomas ist nie ganz erwachsen geworden. Tief in meinem Inneren würde ich das auch für mich in Anspruch nehmen. Wir passen deshalb gut zusammen und wir ergänzen uns, weil jeder etwas einbringen kann, dass der andere nicht zu bieten hat.

Frage: Karikaturist ist ein gutes Stichwort. Ich bin ja der Meinung, dass man den Kinderbuchzeichnungen durchaus ansieht, dass sie von einem karikaturerfahrenen Zeichner erstellt wurden. War das so geplant?

Bernd Killinger: Diese Frage kann nur Thomas beantworten. Mir ist an dieser Stelle jedoch wichtig zu sagen, dass ich von dem Ergebnis auf ganzer Linie positiv überrascht war. Ich hatte zu Thomas gesagt, dass er sich mit seinen Illustrationen verwirklichen soll. Als ich das formuliert hatte, war mir nur klar, dass mir die allzu hübschen und teils sterilen Mainstream-Zeichnungen überhaupt nicht zusagen. Und dann kam Thomas und legt mir seine erste Illustration vor, die wirklich Charakter hatte. Da wusste ich, das will ich. Das ist unverwechselbar. Außerdem hat mir gefallen, dass er Details in die Zeichnungen aufgenommen hat, die vom Text überhaupt nicht verlangt waren. Unter seiner Feder hat das Kinderbuch zahlreiche Facetten hinzugewonnen. Dadurch ist das Buchprojekt gewachsen und vielschichtiger geworden. Ach ja, was ich auch noch sagen muss. Thomas war mit seinen Zeichnungen nie wirklich zufrieden. Er hat riesige Erwartungen an sich selbst. Ich konnte mich immer mit den Zeichnungen identifizieren.  Freigegeben haben die Illustrationen aber allesamt mein Sohn und weitere Kids im Bekanntenkreis und die sind heute noch begeistert.

Thomas Raif: Ich bin Autodidakt. Das Zeichnen habe ich mir selbst beigebracht und ja, ich habe einen Faible für Karikaturen und Comics. Wenn die Illustrationen an Karikaturen erinnern, dann kommt das also nicht von ungefähr. Dennoch habe ich, und da lege ich Wert darauf, für „Alles hört auf mich“ keine klassischen Karikaturen gezeichnet. Das wäre den Leserinnen und Lesern nicht gerecht geworden. Vielmehr ging es mir darum für Kinder leicht erfassbare und dennoch beeindruckende Illustrationen zu schaffen. Damit ein Kind eine Zeichnung versteht, ist es erforderlich sie nicht zu überfrachten. Ich habe deshalb ein paar charakteristische Merkmale für jede Figur definiert, die dann zeichnerisch umgesetzt wurden. Das ist durchaus eine Technik, wie sie auch beim Karikaturen zeichnen zur Anwendung kommt. Karikaturen werden jedoch zumeist nur in Tusche gezeichnet. In diesem Punkt unterscheiden sich die Illustrationen deutlich von der Karikatur. Für jedes Bild habe ich eine eigene Farbsprache entwickelt. Die Illustration des Königs ist im Hauptfarbton golden. Der Feuerwehrmann rot, die Vorstandsvorsitzende blau. Die Farbgebung unterstreicht die Charakteristika der dargestellten Personen. Prunk und Pracht beim König, Gefahr beim Feuerwehrmann und kühle Denkerin bei der Vorstandsvorsitzenden. Die Farbgebung ist jedoch nicht nur auf der Inhaltsebene von Bedeutung sondern auch auf der emotionalen Ebene. Sie macht die Illustrationen zu gefälligen und beindruckenden Bildern, die von Kindern gern angeschaut werden und dabei positive Emotionen freisetzen. Wenn Sie sagen, die Illustrationen haben Charakter, dann freut mich das sehr. Das war tatsächlich auch das Ziel meiner Arbeit.
Ein kostenloser Blick ins Buch ist möglich bei der Karlsruher Bücherschau und bei den Stuttgarter Buchwochen!

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