Freitag, 31. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 5

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 5/9
Bilderbücher sind  nicht nur etwas für Babys und Kleinkinder. Sondern auch für die großen Kinder, die Menschen, die niemals ganz erwachsen geworden sind, für all jene, die das Kind in sich bewahrt haben oder, um es in den Worten von Pippi Langstrumpf zu sagen, die gerade noch rechtzeitig eine Kumuluspille geschluckt haben. Das wichtigste für ein Bilderbuch sind natürlich die Bilder. Alle meine Bilderbuchmanuskripte sind deshalb zweispaltig angelegt worden. Links eine Spalte für das Bild und rechts eine Spalte für den Text. In die Bildspalte wurde das Motiv eingetragen. Dort stand dann z. B. Blattschneiderameise hoch oben im Baum mit Blick auf das Meer oder Sackgassenschild, im Hintergrund eine Straße mit Wendeplatte oder Blick von oben auf einen Wald mit Trampelpfaden. Nur selten waren die Beschreibungen viel detaillierter. Und dennoch wurden diese Beschreibungen ganz unterschiedlich bewertet. Einige Korrekturleser waren der Meinung die Beschreibungen sind zu detailliert und würden einem Illustrator die künstlerische Freiheit einschränken. Andere waren genau vom Gegenteil überzeugt und sagten, die Beschreibungen wären nicht genau genug. Beide hatten Recht. Die Illustrationen waren zu detailliert und zu allgemein zugleich. Es wartete also viel Arbeit auf uns. Schon sehr früh hat mich ein Berliner Verleger darauf hingewiesen, dass mit der Fertigstellung der Manuskripte die Hauptarbeit erst beginnt. Er hatte ja so Recht! Aber an dieser Stelle möchte ich allen Mut machen, die genau am selben Punkt angelangt sind. Denn: Die vielen Stunden mit Thomas Raif, dem Illustrator, waren die Besten bei der Erstellung des Buches. Warum? Ganz einfach. Beim Illustrieren kann man ein Bild entstehen sehen. Ein Bild, dass einen Text umsetzt und das gleichzeitig so viel mehr aussagt, als es der Text jemals könnte. Die Protagonisten sind viel ausdrucksstärker geworden, als ursprünglich gedacht, der Hintergrund ist viel stimmungsvoller als erhofft und dann sind in jedem Bild noch so viele Details versteckt, dass man sich wie bei einer Schatzsuche fühlt. Und ganz ehrlich, wer geht nicht gerne auf Schatzsuche?

Donnerstag, 30. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 4

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 4/9
Wir machen also unser eigenes Ding? Aber was ist das genau? Machen wir nur ein Buch oder werden wir Verleger? Die Entscheidung ein Bilderbuch selbst herauszubringen hat weitreichende Konsequenzen. Plötzlich schreibt und illustriert man nicht mehr nur. Sondern ist auch für ganz andere Dinge zuständig. Das Buch braucht ein Layout, eine Druckvorlage muss erstellt werden, aber noch viel entscheidender, man muss sich Gedanken über Vertriebswege und das Marketing machen. Zu aller erst galt es jedoch zu klären, was der Verlagsschwerpunkt sein soll. Hier war die Entscheidung schnell gefallen. Der Bilderbuchverlag wird schwerpunktmäßig erzählende Sachbücher veröffentlichen. Bei allen Büchern handelt es sich zudem um Bilderbücher, wobei sich der Bilderbuchverlag dabei eine historische Definition zu eigen macht. Bilderbücher sind Bücher, die von einer Illustration dominiert werden. Die klassische Definition, wie sie gegenwärtig Verwendung findet, betrachten wir nicht als zielführend. In der Verlagsbranche sind Bilderbücher Bücher für die jüngste Zielgruppe, in der Regel Babys und  Kleinkinder bis zum Alter von 3 Jahren. Bilderbücher werden dabei abgegrenzt von Kinder- und von Jugendbüchern. Wir machen Bücher, wie Gesellschaftsspiele: nämlich von x bis 99 Jahre. Niemand geht schließlich ernsthaft davon aus, dass Bilderbuchklassiker wie "Swimmy" von Leo Lionni, "Die kleine Raupe Nimmersatt" von Eric Carle oder "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch, nur 0 bis 3-jährige begeistern - auch dann nicht, wenn sie als Pappbilderbuch herausgegeben werden. Das beste Beispiel dafür ist wohl der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, der in seinem ersten Präsidentenwahlkampf auf die Frage nach seinem liebsten Bilderbuch aus Kinderzeit mit der bereits erwähnten "Raupe Nimmersatt" von Eric Carle geantwortet  hat. Es hat nicht lange gedauert, bis ihm die Medien vorgerechnet haben, dass er zum Erscheinen dieses Klassikers bereits 22 Jahre alt war. Ergo: Eine Definition von Bilderbüchern anhand von eng begrenzten Altersgruppen macht einfach keinen Sinn!

Mittwoch, 29. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 3

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 3/9
Von Anfang an war klar, dass das Projekt "Buchveröffentlichung" am besten zweigleisig angegangen wird. Einen klassischen Bilderbuchverlag zu finden wäre attraktiv, weil man dort gut aufgehoben und betreut ist und vor allem Marketing und Vertrieb gesichert wären. Noch viel wichtiger wäre: um die Illustration würde sich der Verlag kümmern. Zuwarten bis auf den Sankt Nimmerleinstag wollte ich aber auch nicht. Zeit ist nämlich ein knappes Gut und es reicht, wenn die Zeitfresser in Michael Endes Momo ihr Unwesen treiben. Also wurde Plan B ins Leben gerufen. Start: sofort! Es galt einen Illustrator zu finden. Gesagt getan. Tatsächlich war der Weg zum nächsten Illustrator gar nicht so weit. Meine Frau sagt eines Tages bei der Arbeit zu einer Kollegin: "Mein Mann schreibt Kinderbücher." Diese antwortete: "Meiner zeichnet." Bingo! Von da an ging es schnell. Es gab einen ersten Austausch, dann wöchentliche Arbeitstreffen und schon waren die ersten Illustrationen fertig. Nun war klar, wir machen unser eigenes Ding. Aber was bedeutete das genau?

Dienstag, 28. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 2

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 2/9
Meine erste Manuskriptserie ist also bei Nacht entstanden. Die Texte habe ich im Licht einer Taschenlampe geschrieben, um meine Tochter nicht aufzuwecken. Erste Ideen waren oft nur auf Papierreste gekritzelt - natürlich von Hand. Ging das Manuskriptpapier aus, musste auch so mancher alte Flyer, die Zeitung und was halt eben sonst so griffbereit war für die Ideensammlung herhalten. Bevor das Manuskript im Computer erfasst wurde, habe ich die Geschichten meinem Sohn vorgetragen. Hat er seinen Daumen gesenkt, dann landete der Text im Papierkorb. Hat er den Daumen gehoben, war dies das Startsignal für die erste Korrekturphase. Diese ist mit der Erfassung des Manuskripts im Computer meist auch umgehend erfolgt. Als mehr als zehn Manuskripte fertig waren, wurde die Manuskriptserie zur Versendung an verschiedene Verlage vorbereitet. Denn: ohne Illustration kein Buch. Ich selbst bin Texter und kein Zeichner. Es war deshalb klar, dass die Illustrationen an anderer Stelle entstehen müssen. Am besten im Hause eines Verlags, der das Buch später auch herausgibt. Bis heute - viele Monate nach der Manuskriptversendung - hat sich noch nicht einmal ein Drittel der Verlage zurückgemeldet. Das ist überhaupt nicht überraschend, sondern war abzusehen. Die Verlagssuche ist eine Ochsentour. Schon auf ihren Webseiten verweisen die Verlage darauf, dass die Manuskriptprüfung locker mehrere Monate dauern kann. Mit der Versendung der Manuskripte war deshalb auch schon klar, dass ein Plan B durchaus hilfreich sein kann. Ziel war es deshalb von Anfang an einen Illustrator zu finden, der Lust hatte Bilderbücher zu zeichnen. Nur wo findet man einen Zeichner für ein solches Projekt?

Sonntag, 26. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 1

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 1/9

Es ist Nacht. Das Baby schreit. Es hat Hunger. Die Milch ist getrunken. Das Kind schläft wieder ein. Aber: Die Eltern liegen jetzt wach. Vielen Eltern kommt diese Situation sehr bekannt vor. Was tun? Jeder hat da so seine eigene Methode. Ich habe zunächst Zeitung gelesen, Nachrichten geschaut und E-Mails bearbeitet. Das geht aber immer nur eine Weile gut. Also habe ich zum Stift gegriffen und Ideen für Kinderbuchmanuskripte umgesetzt. Das kam so: Im Spiel mit meinem Sohn gab es immer wieder Momente bei denen ich dachte:
- Interessant, dass er dieses Thema so spannend findet.
- Ups, heute interessiert er sich für ein Thema von dem ich das niemals erwartet hätte.
- Wow, diese Stehgreif-Geschichte kommt ja super an.
Allen Themen war gemeinsam, dass sie bisher noch nicht in Form eines Bilder- oder Kinderbuchs bearbeitet waren. Wenn es noch keine passenden Bücher gibt, dann gibt es nur eine Möglichkeit: selber Schreiben. Dazu hat mir aber immer die Zeit gefehlt. Als dann meine Tochter geboren wurde und ich Elternzeit genommen habe, standen zunächst ganz andere Dinge im Fokus. Aber es kamen eben auch die durchwachten Nächte hinzu, für die es eine Lösung brauchte. Schreiben war besser als wach zu liegen. Also habe ich losgelegt und Kinderbuchmanuskripte verfasst.  Erst eins, dann zwei, dann viele. Nur zum Spaß und nur zur Überbrückung einer nächtlichen Durststecke. Was daraus geworden ist, berichte ich in diesem Blog. Folgen Sie mir doch einfach. Ich würde mich freuen ;-)