Donnerstag, 30. Juli 2015

Vom Kinderbuchmanuskript zum Bilderbuchverlag, Teil 4

Bilderbuchverlag Erstlingswerk Illupuzzle 4/9
Wir machen also unser eigenes Ding? Aber was ist das genau? Machen wir nur ein Buch oder werden wir Verleger? Die Entscheidung ein Bilderbuch selbst herauszubringen hat weitreichende Konsequenzen. Plötzlich schreibt und illustriert man nicht mehr nur. Sondern ist auch für ganz andere Dinge zuständig. Das Buch braucht ein Layout, eine Druckvorlage muss erstellt werden, aber noch viel entscheidender, man muss sich Gedanken über Vertriebswege und das Marketing machen. Zu aller erst galt es jedoch zu klären, was der Verlagsschwerpunkt sein soll. Hier war die Entscheidung schnell gefallen. Der Bilderbuchverlag wird schwerpunktmäßig erzählende Sachbücher veröffentlichen. Bei allen Büchern handelt es sich zudem um Bilderbücher, wobei sich der Bilderbuchverlag dabei eine historische Definition zu eigen macht. Bilderbücher sind Bücher, die von einer Illustration dominiert werden. Die klassische Definition, wie sie gegenwärtig Verwendung findet, betrachten wir nicht als zielführend. In der Verlagsbranche sind Bilderbücher Bücher für die jüngste Zielgruppe, in der Regel Babys und  Kleinkinder bis zum Alter von 3 Jahren. Bilderbücher werden dabei abgegrenzt von Kinder- und von Jugendbüchern. Wir machen Bücher, wie Gesellschaftsspiele: nämlich von x bis 99 Jahre. Niemand geht schließlich ernsthaft davon aus, dass Bilderbuchklassiker wie "Swimmy" von Leo Lionni, "Die kleine Raupe Nimmersatt" von Eric Carle oder "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch, nur 0 bis 3-jährige begeistern - auch dann nicht, wenn sie als Pappbilderbuch herausgegeben werden. Das beste Beispiel dafür ist wohl der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, der in seinem ersten Präsidentenwahlkampf auf die Frage nach seinem liebsten Bilderbuch aus Kinderzeit mit der bereits erwähnten "Raupe Nimmersatt" von Eric Carle geantwortet  hat. Es hat nicht lange gedauert, bis ihm die Medien vorgerechnet haben, dass er zum Erscheinen dieses Klassikers bereits 22 Jahre alt war. Ergo: Eine Definition von Bilderbüchern anhand von eng begrenzten Altersgruppen macht einfach keinen Sinn!

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