Freitag, 11. Dezember 2015

Wieso ein Bestimmer-Buch? Hintergründe und Beweggründe jetzt im Interview, letzter Teil

Interview mit den Machern des Bestimmer-Buchs

Frage: Nun kommen wir zum letzten Themenblock dieses Interviews. Bernd Killinger und Thomas Raif, mit ihrem Erstlingswerk drehen sie das ganz große Rad. Sie bringen nicht nur ein Kinderbuch auf den Markt sondern flankieren dieses auch noch mit diversen sogenannten Non-Book-Artikeln. Außerdem machen Sie Werbung für ihre Neuerscheinung mit unterhaltsamen Kurzcomics. Damit sind Sie besser aufgestellt, als manch professioneller Buchverlag.

Bernd Killinger: Der Vergleich „professioneller Buchverlag“ auf der einen und unser „Startup“ auf der anderen Seite greift zu kurz. Unser Anspruch ist es natürlich auch professionell zu sein. Was uns von den etablierten Verlagen unterscheidet ist höchstens, dass wir als Neulinge noch nicht so viel Erfahrung haben, wie die etablierten Verlage. Das macht sich hauptsächlich beim Marketing bemerkbar, weil wir eben nicht über persönliche Kontakte zu den überregionalen Medien, der großen und wichtigen Buchbloggergemeinde und natürlich zum Buchhandel verfügen. Dieses Manko versuchen wir durch „Kreativität“ auszugleichen. Nachdem mir Thomas immer mehr von seinen früheren Arbeiten im „Comicstil“ gezeigt hatte, war mir klar dass wir dies auch für die Vermarktung unseres Buches nutzen können. So ist die Idee der Kurzcomics entstanden. Die Idee mit den Non-Book-Artikeln war Zufall, würde ich sagen. Meine Mutter bat mich für die Geburt eines Kindes im Bekanntenkreis ein Janosch-Poster zu besorgen. Bis dahin wusste ich überhaupt nicht, dass es von Janosch so großartige Poster gibt, die wirklich jedes Kinderzimmer aufwerten. Als mir Thomas dann nach und nach seine ganzseitigen Illustrationen geschickt hatte, war mir klar, dass mein Sohn, wenn er nur kann, davon auch gerne ein Poster in sein Zimmer hängen würde. Also haben wir beschlossen auch Poster anzubieten. Die Idee mit den Postkarten wiederum stammt vom 300. Stadtgeburtstag der Fächerstadt Karlsruhe. Das Badische Landesmuseum hat wirklich witzige Postkarten mit sehr humorvollen Sinnsprüchen herausgegeben. Sofort war klar, dass Thomas Zeichnungen mindestens dasselbe Potential haben. Was die Lesezeichen angeht: die bastelt mir gegenwärtig immer mein Sohn. Aber sie wissen ja, wann immer man es braucht, dann ist es gerade nicht da. Weil man nie genug Lesezeichen haben kann, machen wir jetzt unsere eigenen und würden uns freuen, wenn diese auch unseren Lesern Freude machen würden.

Thomas Raif: Als Neulinge auf dem Markt und eigentlich ohne Budget war für uns klar, dass wir die Werbung irgendwie mit Bordmitteln stemmen müssen. Die Idee mit den Comics war für uns zielführend im doppelten Sinne. Die Verteilung kann kostenlos erfolgen und auch die Erstellung ist weit weniger aufwendig, als es vielleicht den Anschein haben mag. Nur zum Vergleich. Für ein Comic benötige ich beim Zeichnen nicht einmal die Hälfte der Zeit, die ich für die Illustration einer Buchseite aufwenden musste. Außerdem darf man den Spaßfaktor nicht vergessen. Das Zeichnen der Comics macht wirklich Laune und es war eine gute Abwechslung. Während sich das Buch an Kinder richtet, sind die Erwachsenen – die Käufer des Buchs - unsere Zielgruppe für die Comics. Da darf man dann schon auch mal ein wenig Meinung machen und kann sogar gesellschaftliche Diskussionen aufgreifen. Das hat wirklich Spass gemacht.

Frage: Ihre Euphorie wirkt ansteckend, aber mal ganz ehrlich, ist das nicht ein wenig viel Aufwand für ein Kinderbuch. Warum haben Sie nicht einfach einen Verlag gesucht und dort veröffentlicht, anstatt um Marketing hätten sie sich dann bereits um die Realisierung des nächsten Manuskripts kümmern können.

Bernd Killinger: Sie ersparen uns wirklich nichts (schnauft tief). Ursprünglich gab es tatsächlich einmal die Idee die Manuskripte bei einem Verlag zu veröffentlichen. Das war vor allem eine Option, als ich Thomas noch nicht kannte und darauf gehofft habe, dass ein Verlag eines meiner Manuskripte von einem Haus- und Hofillustrator zeichnen lassen würde. Als für Thomas und mich dann klar war, dass wir zusammen ein Buch herausbringen, hatte sich die Sachlage schlagartig verändert. Hätten sich ein Verlag bei uns gemeldet, dann hätten wir natürlich dort veröffentlicht. Bis heute haben wir noch nicht von allen angeschriebenen Verlagen eine Rückmeldung bekommen. Wir haben also schneller ein Buch druckreif entwickelt, als mancher, auch marktführende Verlag, in der Lage war uns eine Antwort zu schicken. Anstatt auf die Antworten zu warten, bringen wir das Buch heraus und zwar jetzt und im eigenen Verlag! Man könnte sagen, wir sind halt ungeduldige Gesellen. Die Wahrheit ist, dass unsere engste Fangemeinde nicht länger bereit war auf das Buch zu warten.

Thomas Raif: Bei einem Verlag zu veröffentlichen war für uns tatsächlich eine Option. Gerade im Hinblick auf Marketing und Vertrieb hätte es die Sache für uns vermutlich auch deutlich einfacher gemacht. Es war aber auch immer klar, dass wir die Mühen der Buchproduktion nicht auf uns nehmen, um am Ende fünf Exemplare im Bekanntenkreis zu verschenken. Wir möchten Kinder begeistern und wenn es irgendwie geht die Erwachsenen noch mit dazu. Dass dazu sogar unternehmerisches Engagement erforderlich sein würde, war so nicht geplant. Aber so ist es jetzt geworden und das ist auch gut so.

Frage: Jetzt haben wir so viel über ein Kinderbuch gesprochen, das es noch gar nicht so lange zu kaufen gibt. Sagen Sie uns doch noch zum Schluss wann, wo und zu welchem Preis das Buch bezogen werden kann.

Bernd Killinger: Verkaufsstart für unser Erstlingswerk war am 19. Oktober. Das Buch gibt es direkt beim Bilderbuchverlag und bei Amazon.

Thomas Raif: Natürlich gibt es unser Buch auch im Buchhandel zu kaufen. Es kostet 14,90 Euro. Eine Liste unserer Buchhandlungsempfehlungen gibt es unter www.bilderbuchverlag.eu.

Frage: Und nun noch eine letzte Frage. Verraten Sie uns vielleicht noch, welches Buch Sie in Ihrer Kindheit am liebsten gelesen haben?

Bernd Killinger: Bei mir war das eindeutig „Die kleine Raupe Nimmersatt“ vom wirklich ganz großen Eric Carle.

Thomas Raif: Und mich haben Lurchis-Abenteuer mit diesen unglaublich realistischen Tierzeichnungen fasziniert.

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