Frage: Nun kommen wir zum letzten Themenblock dieses
Interviews. Bernd Killinger und Thomas Raif, mit ihrem Erstlingswerk drehen sie
das ganz große Rad. Sie bringen nicht nur ein Kinderbuch auf den Markt sondern
flankieren dieses auch noch mit diversen sogenannten Non-Book-Artikeln.
Außerdem machen Sie Werbung für ihre Neuerscheinung mit unterhaltsamen
Kurzcomics. Damit sind Sie besser aufgestellt, als manch professioneller
Buchverlag.
Bernd Killinger: Der Vergleich „professioneller Buchverlag“
auf der einen und unser „Startup“ auf der anderen Seite greift zu kurz. Unser
Anspruch ist es natürlich auch professionell zu sein. Was uns von den
etablierten Verlagen unterscheidet ist höchstens, dass wir als Neulinge noch
nicht so viel Erfahrung haben, wie die etablierten Verlage. Das macht sich
hauptsächlich beim Marketing bemerkbar, weil wir eben nicht über persönliche
Kontakte zu den überregionalen Medien, der großen und wichtigen Buchbloggergemeinde
und natürlich zum Buchhandel verfügen. Dieses Manko versuchen wir durch
„Kreativität“ auszugleichen. Nachdem mir Thomas immer mehr von seinen früheren
Arbeiten im „Comicstil“ gezeigt hatte, war mir klar dass wir dies auch für die
Vermarktung unseres Buches nutzen können. So ist die Idee der Kurzcomics
entstanden. Die Idee mit den Non-Book-Artikeln war Zufall, würde ich sagen.
Meine Mutter bat mich für die Geburt eines Kindes im Bekanntenkreis ein
Janosch-Poster zu besorgen. Bis dahin wusste ich überhaupt nicht, dass es von
Janosch so großartige Poster gibt, die wirklich jedes Kinderzimmer aufwerten.
Als mir Thomas dann nach und nach seine ganzseitigen Illustrationen geschickt
hatte, war mir klar, dass mein Sohn, wenn er nur kann, davon auch gerne ein
Poster in sein Zimmer hängen würde. Also haben wir beschlossen auch Poster
anzubieten. Die Idee mit den Postkarten wiederum stammt vom 300.
Stadtgeburtstag der Fächerstadt Karlsruhe. Das Badische Landesmuseum hat
wirklich witzige Postkarten mit sehr humorvollen Sinnsprüchen herausgegeben.
Sofort war klar, dass Thomas Zeichnungen mindestens dasselbe Potential haben. Was
die Lesezeichen angeht: die bastelt mir gegenwärtig immer mein Sohn. Aber sie
wissen ja, wann immer man es braucht, dann ist es gerade nicht da. Weil man nie
genug Lesezeichen haben kann, machen wir jetzt unsere eigenen und würden uns
freuen, wenn diese auch unseren Lesern Freude machen würden.
Thomas Raif: Als Neulinge auf dem Markt und eigentlich ohne Budget
war für uns klar, dass wir die Werbung irgendwie mit Bordmitteln stemmen
müssen. Die Idee mit den Comics war für uns zielführend im doppelten Sinne. Die
Verteilung kann kostenlos erfolgen und auch die Erstellung ist weit weniger
aufwendig, als es vielleicht den Anschein haben mag. Nur zum Vergleich. Für ein
Comic benötige ich beim Zeichnen nicht einmal die Hälfte der Zeit, die ich für
die Illustration einer Buchseite aufwenden musste. Außerdem darf man den
Spaßfaktor nicht vergessen. Das Zeichnen der Comics macht wirklich Laune und es
war eine gute Abwechslung. Während sich das Buch an Kinder richtet, sind die
Erwachsenen – die Käufer des Buchs - unsere Zielgruppe für die Comics. Da darf
man dann schon auch mal ein wenig Meinung machen und kann sogar
gesellschaftliche Diskussionen aufgreifen. Das hat wirklich Spass gemacht.
Frage: Ihre Euphorie wirkt ansteckend, aber mal ganz
ehrlich, ist das nicht ein wenig viel Aufwand für ein Kinderbuch. Warum haben
Sie nicht einfach einen Verlag gesucht und dort veröffentlicht, anstatt um
Marketing hätten sie sich dann bereits um die Realisierung des nächsten
Manuskripts kümmern können.
Bernd Killinger: Sie ersparen uns wirklich nichts (schnauft
tief). Ursprünglich gab es tatsächlich einmal die Idee die Manuskripte bei
einem Verlag zu veröffentlichen. Das war vor allem eine Option, als ich Thomas
noch nicht kannte und darauf gehofft habe, dass ein Verlag eines meiner
Manuskripte von einem Haus- und Hofillustrator zeichnen lassen würde. Als für
Thomas und mich dann klar war, dass wir zusammen ein Buch herausbringen, hatte
sich die Sachlage schlagartig verändert. Hätten sich ein Verlag bei uns
gemeldet, dann hätten wir natürlich dort veröffentlicht. Bis heute haben wir
noch nicht von allen angeschriebenen Verlagen eine Rückmeldung bekommen. Wir
haben also schneller ein Buch druckreif entwickelt, als mancher, auch
marktführende Verlag, in der Lage war uns eine Antwort zu schicken. Anstatt auf
die Antworten zu warten, bringen wir das Buch heraus und zwar jetzt und im
eigenen Verlag! Man könnte sagen, wir sind halt ungeduldige Gesellen. Die
Wahrheit ist, dass unsere engste Fangemeinde nicht länger bereit war auf das
Buch zu warten.
Thomas Raif: Bei einem Verlag zu veröffentlichen war für uns
tatsächlich eine Option. Gerade im Hinblick auf Marketing und Vertrieb hätte es
die Sache für uns vermutlich auch deutlich einfacher gemacht. Es war aber auch
immer klar, dass wir die Mühen der Buchproduktion nicht auf uns nehmen, um am
Ende fünf Exemplare im Bekanntenkreis zu verschenken. Wir möchten Kinder
begeistern und wenn es irgendwie geht die Erwachsenen noch mit dazu. Dass dazu
sogar unternehmerisches Engagement erforderlich sein würde, war so nicht geplant.
Aber so ist es jetzt geworden und das ist auch gut so.
Frage: Jetzt haben wir so viel über ein Kinderbuch
gesprochen, das es noch gar nicht so lange zu kaufen gibt. Sagen Sie uns doch noch zum
Schluss wann, wo und zu welchem Preis das Buch bezogen werden kann.
Bernd Killinger: Verkaufsstart für unser Erstlingswerk war am
19. Oktober. Das Buch gibt es direkt beim Bilderbuchverlag und bei Amazon.
Thomas Raif: Natürlich gibt es unser Buch auch im Buchhandel
zu kaufen. Es kostet 14,90 Euro. Eine Liste unserer Buchhandlungsempfehlungen gibt es unter www.bilderbuchverlag.eu.
Frage: Und nun noch eine letzte Frage. Verraten Sie uns
vielleicht noch, welches Buch Sie in Ihrer Kindheit am liebsten gelesen haben?
Bernd Killinger: Bei mir war das eindeutig „Die kleine Raupe
Nimmersatt“ vom wirklich ganz großen Eric Carle.
Thomas Raif: Und mich haben Lurchis-Abenteuer mit diesen
unglaublich realistischen Tierzeichnungen fasziniert.
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